Wie funktioniert eine Bronchoskopie beim Pferd?

Wenn Pferde plötzlich husten, sollte stets ein Tierarzt gerufen werden. Häufig wird das Pferd nun einmal untersucht und die Atemwegsprobleme durch Medikamente behandelt. Doch was passiert, wenn sich trotzdem keine Besserung einstellt? Jetzt wird es Zeit den Atemwegsproblemen Deines Pferdes näher auf den Grund zu gehen: Bei einer Bronchoskopie kann man einen Blick in die Atemwege des Pferdes werfen und so eine genauere Diagnose stellen. Insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen wie Equinem Asthma und Leistungsinduziertem Lungenbluten ist die Bronchoskopie eine gute Möglichkeit zur Diagnosestellung.

Bronchoskopie beim Pferd: Der Ablauf

Viele Pferdebesitzer fürchten sich davor eine Bronchoskopie bei ihrem Pferd machen zu lassen, da der Anblick dieser Untersuchungsmethode oft erschreckend wirkt. Tatsächlich sieht die Bronchoskopie jedoch viel schlimmer aus, als sie ist: Je nach Tierarzt kann sie sogar unkompliziert im Stall durchgeführt werden


Zuerst bekommt das Pferd eine leichte Sedierung. Diese sorgt nicht nur dafür, dass das Pferd ruhig bleibt, sondern lindert auch den Hustenreiz, welche die Bronchoskopie verursachen kann. Anschließend wird das flexible Endoskop in die Nüstern des Pferdes eingeführt und von dort aus in die oberen Atemwege geschoben. Durch die im Endoskop verbaute Kamera kann der Tierarzt den Zustand der oberen Atemwege bis zur Aufteilung der Luftröhre in die Hauptbronchien beurteilen. Dabei wird genau auf das Vorhandensein von Schleimhautveränderungen wie Rötungen und Schwellungen geachtet. Auch ob und wieviel Schleim in den Atemwegen vorhanden ist, kann hier beurteilt werden.


Im Zuge der Bronchoskopie wird zudem oft eine Probe des Tracheobronchialsekretes (TBS) entnommen. Werden Probleme in den tiefen Atemwegen vermutet, kann zudem eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) erfolgen. Dabei wird die Lunge mit 250–500 ml Kochsalzlösung gespült und diese Spülproben anschließend wieder abgesaugt.

Du möchtest wissen, wie eine Bronchoskopie aussieht? Dann schau Dir doch unser Video an, in welchem wir Luisa und Rudi in die Pferdeklinik am Kottenforst begleiten.

Auswertung der Bronchoskopie im Labor

Oft unterschätzt, aber für die Diagnose unerlässlich ist die Untersuchung der TBS und BAL im Labor. Hier können die Proben bakteriell und zytologisch untersucht werden, um die Ursachen für die Atemwegsprobleme des Pferdes zu finden. Häufig bekommt man im Anschluss eine Untersuchungsbericht des Labors mit einer kurzen Diagnosestellung.


Doch was heißen die ganzen Werte genau und was wurde eigentlich untersucht? Wir haben es einmal für Dich aufgeschlüsselt:

Bei einer Bronchoskopie bekommt man in der Regel einen Untersuchungsbericht. Doch was bedeuten die Werte beim Pferd genau?
Neutrophile Granulozyten:
Neutrophile Granulozyten sind eine Unterform der weißen Blutkörperchen und Teil des Immunsystems, wobei sie vor allem für die Erstabwehr von Bakterien verantwortlich sind. Bei entzündlichen Prozessen, kommen sie vermehrt vor.
Alveolarmakrophagen:
Als Fresszellen des Immunsystems sind Alveolarmakrophagen vor allem für die Selbstreinigung der Lunge verantwortlich. Erhöhte Werte können auf bakterielle Entzündungen oder Equines Asthma hin. Bei höheren Graden des Equinen Asthmas nimmt der Anteil der Makrophagen relativ zu den Neutrophilen Granulozyten ab.
Phagozytotisch aktivierte Alveolarmakrophagen:
Ist eine Alveolarmakrophage gerade damit beschäftigt Fremdsubstanzen aufzunehmen und zu verdauen, wird sie als phagozytotisch aktiviert beschrieben. Erhöhte Werte können zwei Bedeutungen haben: Zum einen können sie auf eine Entzündung hinweisen. Zum anderen können sie aber auch auf eine Verbesserung der Selbstreinigung nach einer vorangegangen Atemwegsinfektion deuten.
Eosinophile Granulozyten:
Eosinophile Granulozyten sind weißen Blutkörperchen, die für die zelluläre Abwehr - insbesondere von Parasiten und Würmern - verantwortlich sind. Bei einem Lungenwurmbefall kommt es zu einer starken Erhöhung der eosinophile Granulozyten. Eine moderate Erhöhung kann auf Equines Asthma hinweisen.
Mastzellen:
Mastzellen sind Teil des Immunsystems und vor allem für die Speicherung von Histamin und Heparin zuständig, weshalb sie besonders bei Allergien von besonderer Bedeutung sind. Ist die Anzahl der Mastzellen erhöht, deutet dieses auf eine allergische Komponente hin.
Epithelzellen:
Epithelzellen stammen aus der Schleimhaut, welche die Atemwege auskleidet. Veränderungen der Schleimhäute durch chronisch-entzündliche Prozesse können zu einem Anstieg der Epithelzellen in TBS und BAL führen. Besonders Plattenepithelzellen können aber auch beim Einführen am Endoskops haften bleiben - sie bilden also nicht unbedingt einen Hinweis auf eine Erkrankung.
Proliferationsaktivierte Epithellzellen:
Sind die Epithelzellen gerade dabei, sich zu teilen und zu vermehren, nennt man sie proliferationsaktiviert.
Blastisch aktivierte Epithelzellen:
Sind die Epithelzellen noch jung und undifferenziert, werden sie auch als blastisch aktiv bezeichnet. Eine vermehrtes Auftreten dieser Zellen, kann auf eine chronische Schädigung der Atemwege hindeuten.
Keratinozyten:
Wie der Name schon andeutet sind Keratinozyten Zellen, die auf die Produktion von Keratin spezialiesiert sind. 
Fädige Mukusbestandteile:
Der Name ist Programm: Fädige und fadenziehende Bestandteile im Schleim
Curschmann-Spiralen:
Bei Asthma und Brochitis kommen die Curschmann-Spiralen besonders häufig vor. Es handelt sich um  Schleimspiralen, die besonders auf eine Obstruktion der kleinen Luftwege oder eine gestörte Selbstreinigung der Bronchien hindeutet.
Charcot-Leyden-Kristalle:
Hat eine Atemwegserkrankung eine starke eosinophile Komponente, treten häufig kristalline Strukturen auf, die Charcot-Leyden-Kristalle genannt werden. Sie können auf eine allergische Bronchitis hindeuten.
Extrazelluläre Erreger:
Pilze, Bakterien und Co - da diese Krankheitserreger außerhalb der Zelle vorkommen, werden sie auch als extrazelluläre Erreger bezeichnet. Die Erreger können nicht nur Ursprung der Atemwegsprobleme sein: Ein vermehrtes Auftreten weist auch auf eine gestörte Selbstreinigung der Lunge hin oder kann auf subideale Haltungbedingungen deuten. 
Tumorverdächtige Zellen: 
Weisen Zellen bestimmte Veränderungen auf, besteht der Verdacht, dass sie an der Bildung eines Tumors beteiligt sein könnten. Erhöhte Werte können deshalb Hinweis auf einen Tumor in den Atemwegen sein.

Was ist der Unterschied zwischen TBS und BAL?

Bronchoalveoläre Lavage (BAL) und Tracheobrnchialsekret (TBS) beim Pferd
Wenn eine Bronchoskopie beim Pferd durchgeführt wird, gibt es zwei verschiedene Arten von Proben, die entnommen werden können. Das Tracheobronchialsekret (TBS) wird bereits in den oberen Atemwegen (meist in der Luftröhre) entnommen. Es besteht aus einem Zusammenfluss von Sekreten aus allen Lungenabschnitten und ist somit repräsentativ für den gesamten Bronchialbaum, aber auch den alveolären Bereich. Optimalerweise sollte das Pferd vor der TBS-Entnahme bewegt werden - dadurch wird die Selbstreinigung der Lunge aktiviert und die Probe aussagekräftiger.


Die Bronchoalveoläre Lavage wird durchgeführt, um Proben aus den sonst kaum zugänglichen, kleinen Alveolen zu erhalten. Besonders bei chronischen, nicht-infektiösen Erkrankungen ermöglicht die BAL eine bessere Diagnostik und beispielsweise die Differenzierung zwischen verschiedenen Schweregraden von Equinem Asthma. 


Da TBS und BAL bei Pferden aus verschiedenen Regionen der Lunge gewonnen wurden, sind ihre Referenzwerte nicht vergleichbar, sondern müssen individuell betrachtet werden.

Was sind die Referenzwerte für Tracheobrochialsekret beim Pferd?

Wenn Pferdebesitzer die Laborwerte ihres Pferdes bekommen, steht oft nur eine kurze Diagnose und keine Referenzwerte dabei. Viele interessiert jedoch wie die Referenzwerte für das Tracheobronchialsekret eines gesunden Pferdes sind, damit die Werte besser einordnen kann. In unserer Tabelle findest Du die Referenzwerte für die TBS-Probe beim Pferd.


Diese Tabelle dient nur zur ersten Einordnung. Bespreche die Laborergebnisse immer erst bei Deinem Tierarzt und hole Dir im Zweifel eine zweite Meinung (z.B. bei unserer Lungensprechstunde)

Referenzwert

Anteil neutrophiler Granulozyten

<20-30%

Alveolarmakrophagen

In geringer Menge vorhanden

Eosinophile Granulozyten

0-2%

Respiratorsche Epithelzellen

Nicht oder kaum vorhanden

Blastisch aktivierte Epithelzellen

Keine

Curschmann-Spiralen

Keine

Charcot-Leyden-Kristalle

Keine

Mastzellen

<2%

Extrazelluläre Erreger

Nicht oder kaum vorhanden

Tumorverdächtige Zellen

Keine

Gesamtzellzahl

<106 Zellen/ml

Was sind die Referenzwerte für eine BAL beim Pferd?

Viele Pferdebesitzer interessiert sich auch für die Referenzwerte der Broncheialveolären Lavage, um den Gesundheitszustandes ihres Pferdes besser einordnen zu können. Tatsächlich lässt die Differenzierung der Zellen aus der BAL-Flüssigkeit eine bessere prozentuale Auswertung zu, sodass sie besser zur Differenzierung und Gradeinschätzung chronischer, nichtinfektiöser Atemwegs- und Lungenerkrankungen geeignet ist.


Diese Tabelle dient nur zur ersten Einordnung. Bespreche die Laborergebnisse immer erst bei Deinem Tierarzt und hole Dir im Zweifel eine zweite Meinung (z.B. bei unserer Lungensprechstunde)

Referenzwert

Anteil neutrophiler Granulozyten

<5% (Pferde unter 5 Jahre) bzw. <15% (ältere Pferde)

Anteil unveränderter Alveolarmakrophagen

30-60%

Eosinophile Granulozyten

<0,7%

Respiratorsche Epithelzellen

Nicht bis kaum vorhanden

Blastisch aktivierte Epithelzellen

Keine

Curschmann-Spiralen

Keine

Charcot-Leyden-Kristalle

Keine

Mastzellen

<2%

Extrazelluläre Erreger

Keine

Tumorverdächtige Zellen

Keine

Lymphozyten

30%

Du hast eine Bronchoskopie bei Deinem Pferd machen lassen und weißt nicht, wie es weitergeht? Du möchtest eine Zweitmeinung zu den Laborergebnissen Deines Pferdes? 


Dann ist die Lungensprechstunde bei Dr. Sommerfeld das Richtige für Dich: Hier berät Dich unsere Tierärztin fernab von Stallhektik und Alltagsstress kompetent zu Deinen Fragen und den nächsten Schritten bei der Versorgung Deines Hustenpferdes.